
Diese Blümchen sind so zart wie unsere Verletzlichkeit. Sie sind so fein wie die Fürsorge, die wir anderen, aber auch uns selbst geben sollten. Einen Strauß Vergissmeinnicht zu verschenken ist wie die Erinnerung: »Vergiss mich in deiner Liebe nicht.« Und es ist Liebe, die weiterströmt zum anderen.
Wir haben diese Blumen als Kinder immer unserer Mutter geschenkt. Am Muttertag hat sich jedes von uns fünfzehn Geschwistern ein Gefäß gesucht – ein Glas, eine Kanne, einen Napf – und ist hinausgegangen, um ein paar Vergissmeinnicht zu pflücken. All diese Blümchen standen dann im Zimmer, der ganze Tisch war voll. Später haben mir auch meine Kinder oft Blumen von draußen mitgebracht. Ein Sohn schenkte mir sehr gern Vergissmeinnicht. Es hat mich jedes Mal sehr gefreut.
»Vergiss auch dich nicht»
Wir verlieren Energie, wenn wir nicht bei uns, nicht im Herzen sind, wenn wir Dinge machen, die uns nicht guttun, es aber nicht spüren oder nicht auf unser klares Gefühl der Abneigung achten. Wie oft lassen wir uns überreden oder hören nur auf alte Gedankenmuster, die uns einreden: »Es ist unhöflich, jetzt zu gehen, auch wenn ich mich damit wohler fühlen würde.« Oder: »Ich folge der Einladung, so nett sie klingt, nicht, ich will den anderen nicht zur Last fallen.« Oder: »Ich möchte zwar nicht über dieses Thema reden, es bringt nichts und zieht mich runter – aber was soll ich machen? Ich rede halt mit, es geht schon vorbei.« In solchen Gedanken sind wir nicht bei uns. Wir handeln nicht aus unserem Gefühl, sondern aus einem Muster heraus.
Wenn wir es schaffen, wirklich bei uns zu bleiben und aus dem Herzen heraus zu entscheiden, dann gewinnen wir Kraft.
Auszug aus: Schwienbacher, Bernadette. „Heilkräuter für die Seele.“